Es gibt viele Krankenhäuser und Darmkrebszentren, die Ihnen eine Behandlung anbieten. Bei der Auswahl ist eine Frage von großer Bedeutung: Ist es von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert?
Sie werden sich fragen, warum das wichtig ist. Die Antwort sind aussagekräftige Zahlen: Die 3-Jahre-Überlebensrate bei Dickdarmkrebs liegt in zertifizierten Zentren bei 71,6 Prozent – bei nicht-zertifizierten Zentren bei 63,6 Prozent. Die Sterblichkeit der Patientinnen und Patienten nach der Operation ist in zertifizierten Zentren nahezu halbiert.
Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) bietet eine Übersicht über die zertifizierten Zentren. Auch das Evangelische Krankenhaus Mülheim (EKM) ist durch die DKG zertifiziert.
Die Behandlung von Darmkrebs erfolgt interdisziplinär. Daran beteiligt sind in der Regel die Fachrichtungen Chirurgie, Onkologie und Innere Medizin / Gastroenterologie. Eingebunden sind auch Psychoonkologinnen und Psychoonkologen, Sozialberatungen und Reha-Einrichtungen. Welche Therapie die richtige ist, wird individuell entschieden. Dazu finden in den Krankenhäusern EKM und EKO. Tumorkonferenzen statt, in denen für jede Patientin und jeden Patienten die individuell beste Therapie besprochen wird. Das einzige Verfahren, mit dem Darmkrebs geheilt werden kann, ist eine Operation. Ziel ist es dabei immer, das komplette Tumorgewebe zu entfernen. Sind auch die Lymphdrüsen befallen, wird eine begleitende Tumortherapie, z. B. eine Chemotherapie, durchgeführt (adjuvante Therapie). So sollen die ggf. im Körper verbliebenen Krebszellen abgetötet werden. Die entnommenen Tumore und Darmabschnitte werden genau untersucht.
In manchen Fällen ist bereits vor der Operation eine Bestrahlung und/oder Chemotherapie sinnvoll (neoadjuvante Therapie), um den Tumor so weit zu verkleinern, dass eine Operation leichter ist bzw. überhaupt möglich wird.
Bei Darmkrebs werden vier Stadien unterschieden. Je nach Stadium sind unterschiedliche Behandlungen angezeigt.
Der Krebs hat sich auf die zweite und dritte Schicht des Darms und der Muskelschicht ausgebreitet. Der Tumor wird endoskopisch oder operativ entfernt.
Der Krebs hat sich auch außerhalb des Dickdarms auf das umliegende Gewebe ausgebreitet. Bei Dickdarmkrebs wird der Tumor operativ entfernt, bei Mastdarmkrebs erfolgt zusätzlich eine neoadjuvante Strahlen- und Chemotherapie.
Die Krebszellen haben die umliegenden Lymphknoten befallen. Bei Dickdarmkrebs wird der Turmor operativ entfernt, es erfolgt eine begleitende Chemotherapie. Bei Mastdarmkrebs ist zusätzlich eine neoadjuvante Strahlen- und Chemotherapie sinnvoll.
Der Krebs hat Fernmetastasen gebildet. Die Tumorbereiche werden soweit es möglich ist entfernt, die Metastasen werden ggf. durch palliative Chemo- und Strahlentherapie behandelt.
Um zu vermeiden, dass sich Krebszellen auch nach der Operation noch im Körper befinden, wird der Tumor mit großem Sicherheitsabstand und mit den dazugehörigen Lymphknoten, Lymph- und Blutgefäßen entfernt (radikale Operation).
Kolonkarzinom
Bei der Operation von Tumoren im Dickdarm wird automatisch auch ein Teil des Darms entfernt. Die Darmenden werden im Anschluss wieder aneinandergenäht, so dass der Darm funktionsfähig ist. Ein künstlicher Darmausgang ist nur in wenigen Ausnahmefällen erforderlich.
Rektumkarzinom
Wenn der Tumor nahe am Schließmuskel liegt oder bereits weit entwickelt ist, ist es ggf. notwendig, den kompletten Schließmuskel zu entfernen. Die Betroffenen erhalten dann einen künstlichen Darmausgang, ein so genanntes Stoma.
Das Ergebnis der Operation beurteilen die Ärztinnen und Ärzte mit Hilfe folgender Einteilung. Der Buchstabe R steht dabei für den Resttumor (Residialtumor):
Angepasst an das jeweilige Ergebnis erfolgt dann die Nachsorge.
Heute wird bei den meisten Darmoperationen die minimal-invasiven Technik (Schlüssellochchirurgie) angewandt. Sie reduziert Schmerzen und Narbenbrüche und ist onkologisch gleichwertig der offenen Operationstechnik.
Um das Risiko zu verringern, dass nach der Entfernung der Tumore Tochtergeschwulste, so genannte Metastasen, in anderen Organen auftauchen, ist in manchen Fällen eine ergänzende Chemotherapie (adjuvante Therapie) sinnvoll. Das trifft vor allem auf diejenigen zu, in deren Lymphdrüsen zum Zeitpunkt der Operation Tumorgewebe nachgewiesen wurde. Mit der Chemotherapie sollen Krebszellen, die eventuell noch im Körper vorhanden sind, abgetötet werden. In der Regel erfolgt diese Chemotherapie in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von ca. einem halben Jahr.
In seltenen Fällen kann eine Chemotherapie vor der Operation sinnvoll sein (neoadjuvante Therapie), um den Tumor zu verkleinern und dadurch eine Operation zu ermöglichen.
Da die Medikamente alle Zellen angreifen, die sich schnell teilen, werden nicht nur Krebszellen abgetötet, sondern auch gesunde Zellen wie die Schleimhautzellen des Verdauungstraktes und die Haarwurzelzellen. Das ruft bei den Betroffenen Übelkeit, Durchfall, Haarausfall und Veränderungen des Blutbilds hervor. Diese Nebenwirkungen können inzwischen aber mit entsprechenden Medikamenten und Maßnahmen deutlich abgeschwächt werden. Ist die Chemotherapie beendet, lassen sie in der Regel vollständig nach.
Im fortgeschrittenen Stadium, wenn es nicht möglich ist, alle Tumorzellen zu entfernen, kann durch eine Chemotherapie der Verlauf der Krankheit verlangsamt werden (palliative Therapie). So können die Beschwerden gelindert und das Leben der Erkrankten verlängert werden.
Die Strahlentherapie wirkt örtlich begrenzt. Die energiereichen Strahlen werden gezielt auf den Tumor gelenkt und zerstören so nur die betroffenen Zellen, nicht das gesunde Gewebe.
Vor allem bei Rektumkarzinomen im Mastdarm wird die Strahlentherapie oft in Kombination mit einer Chemotherapie angewandt, da diese Tumorart häufig an derselben Stelle wieder auftritt (Lokalrezidiv).
Eine Bestrahlung wird fast immer ambulant durchgeführt. Die Strahlen verursachen keine Schmerzen, die Behandelten spüren sie nicht. Die Therapie wird in der Regel über mehrere Tage und Wochen verteilt, um die Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. Nebenwirkungen können Durchfall, Bauchschmerzen, Blasenentzündungen oder Hautreizungen sein. Mit entsprechenden Medikamenten und Maßnahmen können diese heutzutage deutlich abgeschwächt werden.