Wenn ein Kind fiebert, sind viele Eltern verunsichert. Was ist der Grund für das Fieber? Ab wann sollte ich fiebersenkende Maßnahmen veranlassen? Wann muss ich mir ärztlichen Rat einholen?
Bei Kindern liegt die normale Körpertemperatur bei 36,5 bis 37,5 °C. Darüber handelt es sich um erhöhte Temperatur. Bei unter sechs Monaten spricht man ab einer Körpertemperatur von mehr als 38°C von Fieber, bei älteren Kindern ab 38,5°C. Über 39,5 °C liegt hohes Fieber vor.
Gemessen wird das Fieber entweder rektal oder im Ohr. Andere Messmethoden (Mund, Achselhöhle) sind deutlich ungenauer.
Fieber verläuft meist in einer Kurve und ist am Abend höher als nach dem Schlafen. Dieser Zyklus kann sich für mehrere Tage wiederholen. Sollte das Fieber nach zwei Tagen nicht deutlich niedriger sein, wenden Sie sich an Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt.
Wenn ein Baby unter sechs Monaten Fieber entwickeln, sollten Sie als Eltern grundsätzlich mit ihm zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Bei älteren Kindern ist neben der genauen Körpertemperatur immer der Allgemeinzustand ein wichtiger Faktor: Ist das Kind nach wie vor aktiv, isst und trinkt normal, kann auch eine Temperatur von 39°C unbedenklich sein – vorausgesetzt, sie hält nicht über mehrere Tage an und das Kind trinkt ausreichend.
Wenn ihr Kind sehr aktiv ist, viel herumhüpft und rennt, messen Sie erst nach einer Ruhepause von mindestens einer halben Stunde Fieber, ansonsten kann das Ergebnis durch die körperliche Aktivität verfälscht sein.
Ist Ihr Kind bereits mit leicht erhöhter Temperatur müde, unruhig, weinerlich und verweigert das Trinken, sollten Sie es genau beobachten und seinen Zustand dokumentieren. Hilfreich kann dabei die App Fever sein. Verbessert sich der Zustand Ihres Kindes nach mehreren Stunden und nach dem Schlafen nicht deutlich und verweigert es weiterhin das Trinken, sollten Sie eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt aufsuchen. Gleiches gilt, wenn das Kind apathisch wird.
Fieber tritt meist nicht alleine auf, es ist fast immer ein Symptom einer Erkrankung. In den meisten Fällen von Fieber im Kindesalter sind virale Infekte (beispielsweise Erkältungen) der Grund, die nach wenigen Tagen von selbst wieder abklingen.
Bei Kindern bilden sich häufig im Zusammenhang mit Fieber Flecken auf der Haut, sogenannte Exantheme. Diese können an verschiedenen Körperstellen auftreten und unterschiedlich beschaffen sein in ihrer Struktur, Ausbreitung und im Aussehen. Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt kann anhand des Ausschlags feststellen, ob es sich um eine Kinderkrankheit wie beispielsweise Windpocken oder Scharlach handelt. Auch beim Drei-Tage-Fieber können Flecken auftreten.
Punktförmige Hauteinblutungen, sogenannte Petechien, können als Hauterscheinungen im Zusammenhang mit Fieber auftreten. Hier sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden, da es sich dabei um den Anfang von gefährlichen bakteriellen Infektionen wie z. B. eine Meningokokkensepsis handeln kann.
Fieber bei Kindern kann verschiedene Ursachen haben. Die häufigsten Gründe sind:
In Fällen ernsthafter Erkrankungen wie bei einer Lungen-, Blinddarm- oder Hirnhautentzündung kann zum Teil hohes Fieber auftreten. Auch bei Vergiftungen kann Fieber eine Begleiterscheinung sein. Noch seltener ist eine Stoffwechselerkrankung Ursache für Fieber bei Kindern. Auch allergische Reaktionen auf Lebensmittel oder Medikamente können sich in Fieber äußern. In ganz seltenen Fällen steckt eine Tumorerkrankung hinter dem Fieber.
Manche Eltern greifen schnell zu fiebersenkenden Mitteln, wie Paracetamol oder Ibuprofen, damit es ihren Kindern besser geht. Viele Kinderärztinnen und Kinderärzte raten davon ab: „Fieber ist immer eine Reaktion des Körpers, beispielsweise auf Viren“, erklärt Dr. Hassan Issa, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche im EKO. „Der Körper aktiviert das Abwehrsystem, was sich in Fieber äußert. Klar ist, dass nicht jedes Fieber gesenkt werden muss. Wenn ein Kind aber sehr unter dem Fieber leidet, hilft man ihm durch fiebersenkende Maßnahmen."
In den meisten Fällen sind Ruhe, Wärme (im Fieberanstieg), Zuwendung und viel Trinken (zum Beispiel lauwarmer Tee) die besten Mittel, damit es Ihrem Kind wieder besser geht. Dabei sollten Sie jedoch darauf achten, einen Wärmestau durch zu dicke Kleidung oder Decken zu vermeiden.
Auch Waden- und Brustwickel können bei Fieber Linderung schaffen, jedoch sollten die Wickel lauwarm sein und nicht bei schon kalten Händen und Füßen eingesetzt werden.
Sollte das Kind zu sehr unter dem Fieber leiden, können spezielle fiebersenkende Medikamente für Kinder die Beschwerden lindern. Achten Sie dabei immer auf die genaue Dosierung, die sich nach dem Körpergewicht Ihres Kindes bemisst. Im Zweifel sprechen Sie bitte mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt.
Kinder, die bereits einen Fieberkrampf erlitten haben, sollten bereits bei leichtem Fieber (über 38,5°C) Medikamente einnehmen.
Sollte das Fieber Ihres Kindes sehr hoch sein, Ihr Kind ist apathisch oder trinkt nicht mehr, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. zu Praxiszeiten ist Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt die richtige Ansprechperson; außerhalb der Praxisöffnungszeiten finden Sie Hilfe in der KV-Notfallpraxis für Kinder oder in der Kinder-Notaufnahme.