Mammografie-Screening

Interview mit Dr. Andrea Schmidt

Redaktion: Die Mammografie hat nicht nur Befürworter. Viele sehen zum Beispiel eine Gefahr in den falsch-positiven Befunden und in der psychischen Belastung, die damit einhergeht. Wie haben Sie das in Ihrer Berufspraxis erlebt?

Dr. A. Schmidt: Es stimmt, dass es Frauen gibt, die bei der Mammografie einen auffälligen Befund haben, sich aber dann bei den weiteren Untersuchungen herausstellt, dass es sich nicht um Krebs handelt. In Zahlen ausgedrückt, haben ca. 30 von 1.000 Frauen einen auffälligen Befund, bei 24 von ihnen stellt sich dann aber durch die weiteren Untersuchungen heraus, dass es sich nicht um Krebs handelt. Ich verstehe, dass es für die Frauen eine Belastung ist, bis das endgültige Ergebnis vorliegt. Diese Belastung ist vor allem eine psychische Belastung, bedingt durch das Warten auf die Ergebnisse. Die Probeentnahmen selbst erfolgen in lokaler Betäubung und sind nicht mit Einschränkungen verbunden. Der wichtige Aspekt ist doch, dass 6 der 30 Frauen mit auffälligem Befund die Diagnose Brustkrebs frühzeitig erhalten und entsprechend behandelt werden können.

Redaktion: Und dann haben wir ja auch die Situation, dass der Brustkrebs zwischen zwei Screening-Terminen auftreten kann. Frauen wiegen sich doch dann in trügerischer Sicherheit, oder?

Dr. A. Schmidt: Richtig ist, dass ein Tumor zwischen zwei Untersuchungsterminen auftreten kann. Gründe dafür können sein, dass der Tumor erst nach der letzten Untersuchung entstanden ist oder bei der Untersuchung noch so klein war, dass er nicht entdeckt werden konnte. Wichtig ist, dass die Frau auch nach dem Screening aufmerksam bleibt. Dazu gehört vor allem, dass sie weiterhin ihre Brust beobachtet und selber weiter abtastet. Wenn ihr dann etwas auffällt, heißt es sofort zum Gynäkologen und nicht bis zum nächsten Screeningtermin warten.

Redaktion: Außerdem ist es eine Röntgenuntersuchung. Also mit einer Strahlenbelastung verbunden, wenn auch wohl gering.

Dr. A. Schmidt: Tatsächlich ist die Strahlenbelastung ungefähr vergleichbar mit einem Transatlantikflug. Wissen Sie, und bei aller Kritik an der Methode: Es können so kleine Tumore gefunden werden, dass bei diesen Frauen dann eine Heilungschance von über 90 % besteht. Für mich persönlich überwiegen damit die Chancen ganz klar den Risiken.

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Dr. med. Andrea Schmidt ist Chefärztin der Mülheimer Frauenklinik im Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM).